St. Knud - Nordstrand
Zur Geschichte
In der Nacht zum 12. Oktober 1634 zerbrachen die Deiche der alten Insel Nordstrand bei einer verheerenden Sturmflut. Mehr als 6000 Menschen ertranken, Tausende wurden obdachlos. Von der einst so großen und fruchtbaren Insel blieben nur Pellworm, Nordstrandischmoor und ein Teil des heutigen Nordstrand übrig.
Während die Wiederbedeichung der ersten Kööge auf Pellworm schon sehr bald gelang, hatten die Nordstrander damit weniger Glück. Immer wieder zerstörte die wilde See das mühsam begonnene Werk. Die Bevölkerung war zu sehr geschwächt um diesen Kampf durchzustehen. Viele der Überlebenden hatten auch ihre Heimat verlassen und auf anderen Inseln oder auf dem Festland Zuflucht gesucht. Mutlos überließ man das Land seinem Schicksal.
Da rief Herzog Friedrich III niederländische Deichbauer und Siedler ins Land. Holländer, Belgier und Franzosen beteiligten sich am Deichbau und an dessen Finanzierung. Nach dem alten „Spadelandrecht“ („Wer nicht will deichen, der muss weichen.”) erwarben sie damit Anteil und Besitz am eingedeichten Land. Als „ Hauptpartienzipanten“ (d.h. Teilhaber oder Aktionäre) hatten die weitgehende Rechte, die 1652 vertraglich mit dem Herzog vereinbart wurden. Dazu gehörte auch die freie Religionsausübung. Sie war keine Selbstverständlichkeiten. In den Herzogtümern galt nach der Reformation (1542) ein generelles Niederlassungsverbot für Katholiken. Ausnahmen gab es nur an vier „privilegierten“ Orten: Altona, Glücksstadt, Friedrichstadt und nun auch Nordstrand.
Die neuen Siedler auf Nordstrand kamen vorwiegend aus Flandern und Brabant, weniger aus Holland und Frankreich. Sie brachten ihre Seelsorger aus Belgien mit, vorwiegend Oratorianer-Priester (eine besondere Kongregation von Weltpriestern) aus Mecheln. Ihre Kongregation besaß mehrere „Häuser“ in Belgien und Nordfrankreich, dazu auch eine Niederlassung in Kevelaer (bei Xanten am Niederrhein). Diese Häuser gaben auch erhebliche Summen zum Deichbau und erwarben damit auch Anteil am Grundbesitz der Oratorianer auf Nordstrand. Die Priester unterstanden zunächst dem apostolischen Vikar der Niederlande, beziehungsweise dem Bischof von Utrecht.
Der erste katholische Gottesdienst auf Nordstrand nach der Reformation wurde im damals leer stehenden evangelischen Pfarrhaus zu Odenbüll gehalten. Später versammelte sich die Gemeinde in der Kapelle des neu errichteten „Oratoriums“ (auch „Herrenhaus“ genannt) am Herrendeich (heute Gehöft Frank).
1662 erbauten die Oratorianer unter der Leitung ihres oberen Christian dick Ort die Theresienkirche auf dem Osterdeich (heute Pfarrkirche der Altkatholiken Schleswig-Holsteins). Dieser Platz war sehr sinnvoll, da an dieser Stelle die ersten drei Könige zusammentreffen die damals wieder eingedeicht wurden: Alterkoog (1654), Osterkoog (1657) und Trendermarschkoog (1661 – 63).
Eine Kirchenspaltung in den Niederlanden (der so genannte Jansenismus), durch die der Bischof von Utrecht mit seinem Domkapitel von Rom getrennt wurde, wirkte sich auch auf Nordstrand verhängnisvoll aus. Im Jahr 1740 spaltete sich die Gemeinde in einen jansenistischen und einen papsttreuen römisch-katholischen Teil. Die „Jansenisten“ blieben im Besitz der Pfarrkirche. Die päpstlichen gesinnten romtreuen Katholiken besuchten fortan die Hauskapelle der Oratorianer am Herrendeich. Versuche, wieder in den Besitz der Pfarrkirche zu gelangen, scheiterten.
Weil nun die Hauskapelle der Oratorianer von der Regierung nicht als Pfarrkirche anerkannt war, mussten die papsttreuen Katholiken sich für Taufen und andere kirchliche Handlungen an den Pfarrer von Friedrichstadt wenden. Da man mit den Neugeborenen allerdings nicht die so beschwerliche Reise nach Friedrichstadt wagte, wurden alle katholischen Kinder stets in der der hiesigen Kirche vom jansenistischen Priester getauft. Erst 1807 änderten sich die Verhältnisse und die Kapelle im Herrenhaus erhielt (endgültig 1826) die Rechte einer Pfarrkirche für die römisch-katholische Gemeinde.
Eine neue Pfarrkirche konnte jedoch erst nach Erlangen der vollen Religionsfreiheit im Jahre 1864 erbaut werden. 1866 wurde sie vollendet. Kirchenpatron ist der heilige König und Märtyrer Knud (+ 1086 in Odense auf Fühnen). 1929 wurde die Kirche gründlich renoviert. Sie erhielt ein neues Außenmauerwerk und wurde nach Osten hin um den heutigen Altarraum verlängert. Im Westen wurde der heutige Turm hinzugefügt. Die letzte Renovierung geschah im Juli/August 1996.
Das Kreuz an der Altarwand ist ein Werk von Werner Bader aus Hittisau imVorarlberg. Die Fenster im Kirchenschiff gestaltete Hildegard Else Birks, Heidenoldendorf. Im Eingangsbereich befindet sich ein älteres Kirchenfenster mit der Darstellung des hl. Knud.
Die Pfeifenorgel, die erst 1996 gebaut wurde, ist die erste Orgel der Firma Babel aus Gettorf. Sie besitzt 18 Register und verfügt über 32 Setzerkombinationen.
Die Kirchengemeinde war Trägerin des Hauses St. Franziskus. Das Haus wurde ursprünglich 1891 als kleines ländliches Krankenhaus gegründet.
Ab 1863 gab es eine katholische Schule auf Nordstrand. Sie wurde später nur noch eine Grundschule und befand sich ebenfalls in Trägerschaft der Kirchengemeinde. Sie überdauerte die Zeit des Nationalsozialismus und musste 2007 leider geschlossen werden.
Zwei Friedhöfe werden von der Kirchengemeinde unterhalten: der alte Friedhof bei der Theresienkirche, der über 300 Jahre als Begräbnisplatz aller Katholiken auf Nordstrand diente, und der neue Friedhof bei der Pfarrkirche, der 1953 angelegt worden ist. Der alte Friedhof wird nicht mehr belegt, doch soll er als Anlage und Denkmal eines Friedhofs am Deich erhalten bleiben.
Die Kirchengemeinde St. Knud auf Nordstrand gehört zum Erzbistum Hamburg. Sie ist ein Teil der Pfarrei St. Knud, Husum.
Die Kirchengemeinde St. Knud, Nordstrand umfasst neben Nordstrand die Insel Pellworm mit dem Momme-Nissen-Haus und der St. Petrus-Kapelle und die Halligen Nordstrandischmoor, Südfall und Süderoog. Auf Nordstrand wohnen rund 400 Katholiken, das sind etwa 20% der Bevölkerung.
Auf Pellworm ist der Anteil der Katholiken wesentlich geringer.